Standortwahl: Grundstein für den Erfolg europäischer Unternehmen in China

Die Standortwahl ist für europäische Unternehmen ein wichtiger Faktor bei Greenfield-Investitionsprojekten in China. Aspekte wie Betriebskosten, Transport, Vorzugspolitik, politische Risiken, Arbeitsmarktbedingungen usw. werden sich in der Zukunft unmittelbar auf den Betrieb und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen auswirken, insofern ist eine kluge Entscheidung für die zukünftige Ausrichtung von zentraler Bedeutung.

Nicht nur die nachträgliche Änderung der Unternehmensanschrift kann finanzielle Kosten verursachen, auch der Umzug an einen neuen Standort bedeutet einen erheblichen logistischen und organisatorischen Aufwand.

Wesentliche Faktoren für die Standortwahl aus Sicht von CLEVANA CONSULTING

Für europäische Unternehmens, die in China investieren, geht es in der Regel um den Aufbau von Vertriebs- und Technikteams, die Einrichtung von Produktionsanlagen und die Errichtung von Fabriken in China. Wir sind der Meinung, dass nicht nur die Entwicklungsstrategie des Unternehmens und die aktuelle Branchensituation in den verschiedenen Regionen Chinas relevant sind, sondern auch die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Besonderheiten in den einzelnen Regionen und Städten.

Üblicherweise analysieren wir im Vorfeld die folgenden Faktoren:

Arbeitskräfte und entsprechende Kosten

Arbeitskräfte spielen beim Betrieb eines Unternehmens eine zentrale Rolle. Sie sind die treibende Kraft für kontinuierliches Wachstum, eine gesunde Entwicklung und eine zukünftige Expansionspolitik.

Für talentorientierte Branchen und Unternehmen aus den Bereichen technologische Forschung und Entwicklung, feinmechanische Fertigung oder Vertrieb ist es notwendig, die lokale und regionale Arbeitsmarktsituation und die Lohnkosten in die Standortauswahl mit einzubeziehen.

Datenquelle: China Statistical Yearbook-2021 (Einheit: RMB, yuan)

Aber es sind nicht nur die Arbeitskosten, die sich auf die Standortwahl auswirken. Auch die Qualifikation der Arbeitskräfte vor Ort spielt eine wichtige Rolle. Metropolen wie Beijing und Shanghai, die über eine große Dichte von Universitäten und Hochschulen verfügen, garantieren eine weitaus höhere Anzahl qualifizierter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als ländlichere Regionen.

Regionale Industrieumgebung

China ist mit einer Gesamtfläche von 9,6 Millionen Quadratkilometern ein extrem großes Land. Hier existieren große Unterschiede zwischen den Regionen im Norden und Süden, Osten und Westen. Jede Region hat ihre eigenen wirtschaftlichen Clustercharakteristika für verschiedene Branchen und Industrien und verfügt über verschiedene Mechanismen der Clusterbildung, wie z. B. ressourcengesteuerte, handelsgesteuerte, von wissenschaftlichen und technologischen Ressourcen abgeleitete und vom Industrietransfer geprägte Cluster.

In verschiedene Industrieclustern treffen mehrere Ressourcen aufeinander, wie z. B. technologische Forschung und Entwicklung, Lieferketten, Märkte, Talente, Transport und öffentliche Einrichtungen in den vor- und nachgelagerten Industrieketten.

Beispiel Starbucks

Im Jahr 2020 investierte Starbucks für sein China Coffee Innovation Project fast 1,1 Milliarden Yuan in den Kunshan Industrial Park in der Provinz Jiangsu. Die Standortwahl beeinflusste zum einen, dass Kunshan weniger als eine Autostunde von Shanghai und der Provinz Jiangsu entfernt liegt, zu einem der größten Industrieparks in China heranwuchs und eine Vielzahl von deutschen Unternehmen anzog. Auf der anderen Seite bot sich die Lage in Kunshan hinsichtlich ihrer Kaffeeindustriekette an. Der Industriepark hatte bisher ein einziges Projekt für die Röstung von Kaffeebohnen durchgeführt. Dann wurde der OEM von Starbucks hinzugezogen und man entwickelte einen Businessplan, der Lagerung und Lieferung bis hin zur Röstung und Markenverkauf umfasste.

Wei Chuan Foods Corporation half zum Beispiel Starbucks bei der Herstellung von gekühltem Kaffee “Starbucks Frappuccino Coffee” in China. Zhejiang Feijian Industry & Trade Co, Ltd. ist der Erstausrüster von Starbucks Tassen und Trinkflaschen.

Es gibt in China zahllose Industriecluster, wie z. B. Textilgewerbe in den Provinzen Jiangsu und Zhejiang, Metallwaren oder Haushaltsgeräte in der Provinz Guangzhou, Tabakindustrie in der Provinz Yunnan, Kohleindustrie in der Provinz Shanxi und Automobilindustrie in Changchun der Provinz Jilin. Ein weiteres Beispiel ist Zhongguancun in Bejing: Es ist ein bekanntes Zentrum für Wissenschaft und Technik und wird auch als chinesisches „Silicon Valley“ bezeichnet.

Regierungspolitik

Die Steuerpolitik der lokalen Regierung, behördliche Genehmigungen und Fördermittel sind Faktoren, die deutliche Auswirkungen auf den Standort eines Unternehmens haben. Jede chinesische Provinz- und Stadtregierung hat ihre eigene Politik zur Förderung von Auslandsinvestitionen.

Die staatliche Subventionspolitik funktioniert so, dass die lokale Regierung in einer bestimmten Branche Subventionen für Unternehmen oder Investitionsprojekte gewährt, um diese Branche zu unterstützen. So werden beispielsweise ausländische Unternehmen in gewissem Umfang steuerlich begünstigt und Sonderwirtschaftszonen eingerichtet.

Vorteile für ausländische Unternehmen

Zu den aktuellen Vorzugsregelungen Chinas für ausländische Unternehmen gehören unter anderem Mehrwertsteuerrückerstattungen (für inländische Ausrüstungen, die im Rahmen des Gesamtinvestitionsbetrags erworben werden), Befreiungen von der Körperschaftssteuer oder Befreiungen von der lokalen Einkommenssteuer (nur in einigen Provinzen und Gemeinden). Darüber hinaus sind einige der Ausrüstungen und Zubehörteile für die Herstellung von Produkten, die im “Guojia Gaoxinjishu chanpinmulu (Nationalen Hightech-Produktkatalog)“ aufgeführt sind, von Zöllen und Mehrwertsteuer auf Einfuhrverbindungen befreit. Außerdem bieten lokale Regierungen bisweilen besondere Anreize für die Ansiedlung von bestimmten Unternehmen.

Beispiel Tesla

So plante Tesla beispielsweise, sich im Jahr 2014 in Jinqiao, Pudong, Shanghai niederzulassen. Das Ziel war hierbei, zu 100 % Kontrolle über das Unternehmen zu behalten. Die damaligen Vorschriften sahen jedoch vor, dass ausländische Automobilunternehmen Joint Ventures mit lokalen Unternehmen eingehen müssen, um die Produktion in China ansiedeln zu können. Zudem war es vorgegeben, dass die Beteiligungsquote der chinesischen Partei nicht weniger als 50 % beträgt. Die chinesische Seite veränderte daraufhin die Anforderungen für Elektrofahrzeuge hinsichtlich der Anteilsquote und der Anzahl ausländischer Joint Ventures, was Tesla die Möglichkeit gab, eine Fabrik zu bauen und ein Unternehmen zu betreiben, das zu 100 % in eigener Hand lag.

Wir unterstützen Sie bei der Standortwahl

Als seit vielen Jahren in Europa tätiges Beratungsunternehmen verfügen wir nicht nur über ein umfassendes Verständnis für die Anforderungen und kulturellen Gepflogenheiten europäischer Unternehmen, sondern unterhalten auch enge Beziehungen zu lokalen chinesischen Regierungen, Anwaltskanzleien und anderen Partnern in China. Dadurch profitieren wir von einer fundierten Expertise und haben Zugriff auf vielfältige Ressourcen auf dem chinesischen Markt.

Gleichzeitig liefern uns Marktforschung und Datenerhebung ein genaues Verständnis für die Arbeitsmarktsituation, das industrielle Umfeld und die Regierungspolitik in verschiedenen Regionen Chinas. Indem wir diese Erkenntnisse mit den Industrie- und Unternehmensentwicklungsplänen abgleichen, erhalten wir Referenzdaten und Informationen, die bei Greenfield-Investitionsprojekten kluge Standortentscheidungen in China möglich machen.